Religionsunterricht praxisorientiert

Das was mich an der Berufsschule schon immer gereizt hat ist die Art des Unterrichtens. Alles ist praxisorientiert und richtet sich nach der beruflichen Fachrichtung der Schüler*innen, sei es die Ausbildung zum Erzieher, Techniker oder auch Landwirt. Da gibt es unzählige Richtungen!

Für mich als angehende Religionslehrerin bedeutet das immer nah an den Schüler*innen zu arbeiten. Bei den Landwirten mag Tier- und Umweltethik eine besondere Rolle spielen. Bei den Erziehern sind wieder ganz andere Themen gefragt, z.B. Religionspädagogik – also wie kann ich als Erzieher religiöse Bildung an Kinder weitergeben? Solch eine Vielfalt im Unterrichten bringt nur das Berufskolleg mit sich. Natürlich sollen auch die angehenden Berufsschullehrer*innen eine gewisse berufliche Erfahrung mit sich bringen, weshalb vor dem Referendariat ein 52-wöchiges Praktikum oder Ausbildung absolviert werden muss – und das eben mal nicht an einer Schule.

Mit meinen Fächern, Englisch und ev. Religionslehre, bin ich da ziemlich frei in dem was ich machen kann: Ich könnte ein Praktikum als Industriekauffrau, im Kindergarten oder auch im Gartenlandschaftsbau machen. Entschieden habe ich mich aber für das Pädagogische Institut Villigst der Evangelischen Kirche von Westfalen. Als Aus-, Fort-, und Weiterbildungsinstitut kommen hier alle möglichen Berufe zusammen, darunter z.B. Erzieher, Seelsorger, Lehrer, Pfarrer oder Gemeindepädagogen. Von allen Bereichen und Fortbildungsmöglichkeiten bekomme ich ein bisschen mit.

Dabei wird mir klar, wie viele Facetten die kirchliche Arbeit eigentlich mit sich bringt, sodass ich mal über meinen eigenen Tellerrand hinwegschauen kann. Was mir besonders an dem Praktikum gefällt ist, dass immer der Mensch im Mittelpunkt steht, seine Einstellung zum Leben und wie er mit seinem Beruf etwas Gutes bewirken kann, sei es durch das Seelsorgerliche Kurzgespräch oder neue Methoden für den Religionsunterricht.

Katharina Mollet, Paderborn

Vielfalt ist der Alltag

„Herr Müller, warum sind Sie eigentlich Religionslehrer an einem Berufskolleg?“ Ich selbst war Schüler an einem Berufskolleg und habe dort mein Abitur abgeschlossen. Ich habe in dieser Zeit beeindruckende Persönlichkeiten als Lehrkräfte gehabt, die mich maßgeblich in meinem Wunsch bestärkt haben, Lehrer zu werden – nicht unwesentlich mein damaliger Religionslehrer.

Was mich besonders am Berufskolleg reizt? Vielfalt! An keiner anderen Schulform erlebt man in diesem Maße Vielfalt– die Heterogenität der Lebenserfahrung und das damit verbundene Potential zum konstruktiven Dialog macht den Unterricht besonders spannend.

Damit verbunden: Vielfalt des interreligiösen Dialogs - an einem Berufskolleg kann es vorkommen, dass innerhalb des Unterrichts alle möglichen Glaubensrichtungen vertreten sind – interreligiöser Dialog ist quasi Alltag und hält viel Potential für den Unterricht bereit. Es macht einfach Spaß mit (jungen) Erwachsenen über Lebensfragen und Grundsätze zu diskutieren, Ansätze zu finden, die vorher nicht bedacht wurden und neue Perspektiven zu erschließen und dabei selbst jeden Tag etwas Neues zu lernen.  

Florian Müller, Unna